Charlotte und ihr Pascal
Sportlich gesehen war 2018 genau ihr Jahr. „Es begann im Frühjahr mit der Goldenen Schärpe, die wir mit
der westfälischen Mannschaft gewonnen haben“, erzählt Charlotte Schulze Zur- mussen und die Begeisterung, die damals das ganze Team überschwemmt hatte, klingt noch heute in ihrer Stimme mit. Als Nächstes hatte sich die 14-Jährige für das Bundesnachwuchschampionat in der Vielseitigkeit qualifiziert und wurde dort Zweite mit der Mannschaft. Und schließlich durfte sie zum ersten Mal bei einer Deutschen Meisterschaft mitreiten – was immerhin eine ganz besondere Ehre ist. Im Sommer gab’s dann noch den Titel der Vize-Kreismeisterin.
Reiten liegt in der Familie
All das wäre ohne Charlottes vierbeini- gen Partner jedoch gar nicht möglich gewesen. Pascal S.W. heißt das Erfolgs- pony der Everswinkelerin. Das elfjährige Reitpony aus der Zucht der Familie Schulze Wartenhorst steht seit einem Jahr im Stall. Mit „Stall“ ist der idyllische Ponyhof Georgenbruch in Everswinkel gemeint, der Charlottes Familie gehört und auf dem sie schon als Kleinkind ihre ersten Reitversuche startete. „Das war vorne bei Mama auf dem Sattel oder spä- ter mit einem Führstrick beim gemeinsa- men Ausritt“, erinnert Charlotte sich.
Gemeinsam mit ihrer Mutter Anna Roggenland, der bekannten Vielseitig- keitsreiterin und Leiterin des westfälischen Stützpunkttrainings für die Pony- Vielseitigkeitsreiter, trainiert sie heute noch. Ab und zu darf ihr aber auch ihre Tante Helene mal einen Tipp geben. Denn die ist schließlich ebenfalls eine interna- tional erfolgreiche Vielseitigkeitsreiterin.
Letztendlich war das Stützpunkttrai- ning auch irgendwie „schuld“ daran, dass Charlottes Pony Pascal vor einem Jahr auf den Hof kam. Anna Roggen- land kennt den Fuchs schon seitdem er vierjährig zum ersten Mal zu ihr ins Training trabte – zuerst unter Tim Kolk- man, später dann unter Annika Schnüpke und schließlich unter seiner Besitzerin Theresa Schulze Wartenhorst. Schon damals wünschte sich Theresa Schulze Wartenhorst, dass ihr Pascal später – wenn sie selbst aus der Ponyzeit herausgewachsen wäre – ein neues Zuhause auf dem Ponyhof Georgen- bruch fände: unter dem Sattel von Char- lotte. Und genauso kam es dann auch.
„Pascal ist eine Prinzessin“
„Ein echter Glücksfall für alle“, sind sich Anna Roggenland und ihre Toch- ter einig. Auf Pascal lässt Charlotte
nichts kommen. „Er ist total lieb, ehr- geizig, sehr sicher im Gelände und man kann sich total auf ihn verlassen“, schwärmt sie. So eine ganz kleine Macke hat Pascal aber dennoch. Er mag nämlich nicht jeden. Und das kann er dann auch deutlich zeigen. „Pascal ist eben manchmal eine rich- tige Prinzessin“, schmunzelt Charlotte.
Jeden Tag fährt sie mit ihrer Mutter nach der Schule – Charlotte geht in die neunte Klasse des Mariengymnasiums in Warendorf – und dem Mittagessen in den Stall und kümmert sich um Pascal. Und um Sarotti. So heißt ihr erstes Pony, das mittlerweile schon 22 Jahre alt, aber immer noch topfit ist. Einmal in der Woche und außerdem noch an einem Wochenende im Monat begibt sich die Reiterin des RV Warendorf auch noch zum Trainieren ins DOKR. Dann zeigt ihr Fritz Lutter, der Bundestrainer der Ponyreiter, wie sie ihren Stil noch weiter verbessern kann. Rund zweimal im Monat startet Charlotte auf Turnieren, hauptsächlich reitet sie Vielseitigkeit, aber erst kürzlich absolvierte sie auch ihr erstes „ganz normales“ L-Springen.
Für 2019 freut sie sich schon auf drei ganz besondere Events: das Vielseitig- keitsturnier im holländischen Oudkar- spel, die Marbacher Vielseitigkeit und außerdem hofft sie, sich für den Preis der Besten in Warendorf zu qualifizie- ren. Neben Schule und Reiten bleibt natürlich wenig Zeit für andere Hob- bys. „Aber das macht nichts“, lacht Charlotte. „Ich habe schon alles Mögli- che ausprobiert, Fußball und Tanzen zum Beispiel. Aber lange habe ich nicht durchgehalten. Reiten ist einfach mein ein und alles.“ Susanne Müller; Foto: M. Förster