Das beste Pferd der Welt
Dressur, Springen, Gelände – für Nora Bockskopf aus Münster ist der Pferdesport viel zu abwechslungsreich, als dass sie sich für nur eine Disziplin entscheiden könnte. Wenn dann auch noch Schwimmen und Laufen vom Vierkampf hinzukommen, ist der Tag für die 15-jährige Gymnasiastin perfekt.
Den ersten Kontakt zu Pferden fand Nora im Alter von sieben Jahren. Da wohnte sie mit ihren Eltern und ihrem älteren Bruder Ole noch im niedersächsischen Aerzen und nahm die ersten Reitstunden auf Schulpferden. 2012 zog die Familie nach Münster und Nora lernte das Voltigieren bei Ulla Hartmann im RV Handorf-Sudmühle. Die Trainerin Ulla Hartmann war es auch, die Nora einige Zeit später ein Schulpony zur Verfügung stellte, von dem sie jede Menge lernen konnte.
Nilson hieß der Fliegenschimmel, mit dem Nora ab 2016 auch die ersten Turniere bestritt. „Das war ein richtiger Professor, der konnte lesen und schreiben“, schmunzelt Nora, die Nilson viel zu verdanken hat. Gleich in ihrem ersten Turnierjahr gewann sie schon die ersten Prüfungen auf E-Niveau und trat zum Kreis-Vierkampf an.
„Wir lieben das Springen im Gelände.“
2017 lernte Nora den Vielseitigkeitssport kennen und lieben, nahm mit der Mannschaft an der Westfalenschärpe teil und sammelte viele Erfahrungen. Das half ihr, im kommenden Jahr ein noch unerfahrenes Pony fast selbstständig auszubilden. „Mit Alvi habe ich nicht nur E-Dressuren gewonnen, der kam auch mit in den Urlaub“, erzählt Nora. Leider wurde die Westfälin irgendwann zu groß für Alvi. Das Pony fand einen neuen Besitzer und Familie Bockskopf schaute sich nun nach einem ersten eigenen Pferd um.
So kam 2018 die damals sechsjährige Westfalenstute Fiesta in den Stall. Die braune Stute mit der auffälligen Pigmentierung am Kopf war bereits bis A-Dressur und L-Springen ausgebildet. Mit ihrem Vollblutanteil im Pedigree liegt ihr das Galoppieren im Blut. „Wir beide lieben das Springen im Gelände am meisten“, gesteht Nora, die gleich in ihrer ersten Vielseitigkeit mit Fiesta den dritten Platz errang.
Erfolge bei der Goldenen Schärpe
Doch dann tauchte das Wasserproblem auf … Aus heiterem Himmel hatte Fiesta beschlossen, dass Wassersprünge einfach zu unheimlich seien und sie doch lieber vor ihnen stehen blieb. „Aber wir haben uns durchgekämpft“, sagt Nora. 2018 qualifizieren Fiesta und sie sich dann sogar für die Goldene Schärpe. Das Ergebnis: Sieg mit der Westfalen-Mannschaft, Einzelsieg mit 8,8 in der Dressur und Rang drei im Springen (8,7). „Ich habe mich so gefreut, dass wir wieder gut durchs Gelände kamen“, erinnert Nora sich, die sich 2019 für das Stützpunkttraining empfohlen hatte und am Westfalen-Vierkampf teilnahm. Durch ihren neunten Platz in der Einzelwertung war sie auch zum Vorbereitungslehrgang für den Bundesvierkampf eingeladen. Doch kurz nach dem Lehrgang geschah es, Fiesta lahmte. Der Tierarzt diagnostizierte eine Sehnenerkrankung, aus der Traum vom großen Wettkampf.
Fiesta kam nun auf die Weide und sollte ihre Verletzung auskurieren. Und irgendwann klingelte das Telefon. Vierkampf-Trainer Klemens Nachtigall war das talentierte Mädchen aus Münster in Erinnerung geblieben. Er ermöglichte Nora, mit der Stute Cora bei der Goldenen Schärpe teilzunehmen. Eine tolle Chance für Nora, die besonders für Mannschaftswettbewerbe „brennt“. Cora und sie kamen bestens miteinander zurecht. Mit einer 8,8 im Gelände landeten sie am Ende an dritter Stelle in dieser Disziplin. Inzwischen reitet Nora begeistert Regalito und Franzl, die Pferde ihrer Vereinskollegin Wiebke Hiller mit, und hofft, dass ihre Fiesta, „das beste Pferd der Welt“, bald wieder in Ordnung ist.
Doch dass man bei Wettkämpfen nicht unbedingt in den Sattel steigen muss, um Spaß zu haben, erfuhr die 15-Jährige in diesem Jahr beim Bundesvierkampf. Da war sie als Reserve-reiterin dabei und sorgte für die
spannende Instagram-Story des Pferdesportverbands Westfalen. Den hat sie mittlerweile auch schon ein wenig besser kennengelernt. Im Februar hat sie nämlich ihr zweiwöchiges Schulpraktikum beim PV absolviert. „Sehr spannend, was da alles so gemacht wird!“, findet die Münsteranerin. Text: Susanne Müller, Bild: W. Hiller