Delegiertenversammlung 2021
Die Auswirkungen der Corona-Pandemie waren auch bei der zweiten Delegiertenversammlung des Pferdesportverbandes Westfalen seit Ausbruch des Virus das beherrschende Thema. 38 Delegierte aus 19 Stadt- und Bezirksverbänden, dazu die Mitglieder des Präsidiums und Jugendvorstandes, waren diesmal zu Gast beim Kreisreiterverband Gütersloh. Schon im Vorfeld der Sitzung durften die Gäste einen spannenden Einblick in eine bekannte Größe des Kreises Gütersloh nehmen, denn das Rahmenprogramm hatte zu einer Besichtigung der Mähdrescher-Teststrecke des Landmaschinenherstellers Claas eingeladen.
Zu Beginn der Delegiertenversammlung begrüßte der Kreisreiterverbands-Vorsitzende Werner Knöbel die Tagungsteilnehmer im Hotel Klosterpforte in Harsewinkel-Marienfeld und stellte seinen Verband mit einem kurzen Überblick vor. Nach einem Grußwort von Hans Feuß, dem Vorsitzenden des Kreissportbundes Gütersloh, und einem interessanten Vortrag von Jochen Grahn (Leiter des Versicherungsbüros beim Landessportbund NRW) über den neuen Sportversicherungsvertrag, konnte der parlamentarische Teil der Versammlung schließlich beginnen.
Die Begrüßung übernahm Vize-Präsident Dr. Johannes Brinkmann in Vertretung des PV-Präsidenten Rudolph Herzog von Croÿ. Den Jahresbericht 2020 – unter Einbeziehung bereits vorliegender Zahlen aus dem Jahr 2021 – trug Brigitte Hein vor. „Das hat diesmal nicht nur Spaß gemacht“, sagte die Geschäftsführerin im Hinblick auf sinkende Zahlen bei den Vereinen, den Mitgliedern und vor allen bei den Betrieben. Momentan gibt es 95.696 Mitglieder in westfälischen Pferdesportvereinen. 1.258 weniger als im Jahr zuvor. Glücklicherweise kam es durch Corona nicht zu einem regelrechten Einbruch in der Mitgliederentwicklung, die seit einigen Jahren rückläufig ist. „Die Lust zum Reiten – das ist nicht unser Problem. Es wollen viel mehr Kinder reiten, als das Angebot hergibt“, so Brigitte Hein. Wie schon im Vorjahr belegt Westfalen 2020 im Mitglieder-Ranking der deutschen Landes-Pferdesportverbände wieder Platz zwei hinter Baden-Württemberg.
Wichtiges Thema: das Tierwohl
Gar nicht lustig lasen sich die Zahlen aus dem Turniersport – sie hatten sich halbiert, da aufgrund der Corona-Pandemie so lange gar nichts stattfinden durfte. Neben Corona standen für den Pferdesportverband in den vergangenen Monaten aber noch viele andere wichtige Themen auf dem Programm: Herpes-Infektionen, die Weiterentwicklung der digitalen Kommunikation und eine Welle der Kritik zum Thema Turniersport nach dem Fünfkampf bei den Olympischen Spielen. „Das Thema Tierwohl und wie wir seine kontinuierliche Weiterentwicklung klar und verständlich sichtbar machen, wird uns künftig noch viel mehr beschäftigen müssen“, prognostizierte Brigitte Hein. Ebenso wie der Umweltschutz. In Kürze soll ein Merkblatt des NRW-Umweltministeriums zu synthetischen Zusatzstoffen in Reitböden erscheinen, das sich Vereine und Besitzer von Reitanlagen ansehen sollten. Ein Herzensthema der Geschäftsführerin sind die Schulpferde. „Es ist unfassbar wichtig, den Fokus auf Schulpferde zu legen. Wir wissen nicht, wieviele wegen der Coronakrise abgeschafft wurden, und uns ist klar, wie schwer es ist, bezahlbare Schulpferde zu finden. Trotzdem: Ohne Schulpferde finden Kinder nicht den Weg zu unserem Sport.“
Rolle rückwärts in den Sport
Daniel Stegemann, ebenfalls Geschäftsführer beim Pferdesportverband, sprach in seinem Bericht der KLW vom Chaos, das seit eineinhalb Jahren die Organisation von Turnieren in Pandemiezeiten bestimmte. „Das Positive: wir haben probiert, was geht. Und wir haben etwas geschafft. Dafür sage ich mit vollem Herzen Danke an unsere Veranstalter“, so Daniel Stegemann. Es hätten sich aber auch Dinge entwickelt, die hinterfragt werden müssten. Hohe Corona-Gebühren etwa würden die Reiter auf Dauer nicht mitmachen. „Wir müssen nun eine Rolle rückwärts für den Sport vollführen“, sagte der Geschäftsführer.
Diese Meinung äußerte auch Reinhard Milchers, der Vorsitzende der Westfälischen Pferde-sportjugend. „Prüfungen im E- und A-Bereich für die Kinder und Jugendlichen müssen im vernünftigen und erschwinglichen Maße angeboten werden“, forderte er. Wieviel Energie und Begeisterung junge Pferdesportler aufbringen können, zeigte ein emotionales Video, das bei der Goldenen Schärpe in Münster-Handorf aufgenommen worden war. „Ich habe noch nie so viel Power bei Kindern gesehen, die noch dazu so lange im Homeschooling waren“, freute sich Milchers über die gelungene Bundesveranstaltung.
Solide Finanzpolitik
Noch mehr Zahlen lieferte Steuerberater Franz Kuckelmann, der den Jahresabschluss 2020 präsentierte: ein Minus von 113.167,29 Euro. Trotzdem war dieses Ergebnis nicht ganz so negativ, wie es scheinen könnte. Denn im vorigen Jahr hatte der PV einen Nachtragshaushalt aufgestellt, der sich sogar auf 302.000 Euro belief und entsprechend reduziert werden konnte. „Der Verband hat trotz Corona seine solide Finanzpolitik weiter betrieben und ist nach wie vor gut aufgestellt“, sagte Franz Kuckelmann.
David Rammes, ebenfalls Geschäftsführer beim PV, konnte auch für 2021 durch die Stilllegung der Turniere keinen ausgeglichenen Haushaltsplan vorstellen, sondern ein Minus von 212.600,00 Euro. „Im nächsten Jahr möchte ich Ihnen gerne wieder eine schwarze Null präsentieren“, hofft David Rammes auf eine Stabilisierung der Lage. Stellvertretend für seine Kollegen Georg von Schönberg und Guido Hübers dankte Kassenprüfer Thomas Mollen der Geschäftsstelle für eine vorbildliche Buchführung. Vorstand und Präsidium wurden einstimmig entlastet. Als neue Kassenprüfer wurden Georg von Schönberg, Guido Hübers und Michael Timpe (Vertreter) gewählt.
Einstimmig wurde Hubert Uphus als Vertreter für den Regierungsbezirk Detmold ins Präsidium wiedergewählt. Als stellvertretenden Präsidenten wählte die Versammlung ebenfalls einstimmig Dr. Johannes Brinkmann. Diese Position hatte Heinrich Plaas Beisemann turnusgemäß abgegeben.
Zum Schluss der Tagung stellte PV-Mitarbeiter Dominik Braun die neue App des Verbandes vor und legte den Anwesenden besonders die praktische Turniersuchmaschine ans Herz. Dort können alle Turniertermine in Westfalen gefunden und die genehmigten Fassungen der Ausschreibungen heruntergeladen werden. „Die Service-Angebote der App wollen wir noch weiter aufbauen“, versprach Dominik Braun. Die App ist für IOS und Android verfügbar und kann kostenfrei heruntergeladen werden.
Im nächsten Jahr wird der Kreisreiterverband Herford Gastgeber der Delegiertenversammlung sein. Christiane Giesen, Vorsitzende dieses Kreisreiterverbandes, lud ihre Kolleginnen und Kollegen für den 9. März 2022 ins Wittekindsland ein.
Dr. Johannes Brinkmann wurde zum stellvertretenden Präsidenten des Pferdesportverbandes gewählt.