Delegiertenversammlung 2024
Münster (PV). Es war eine besondere Delegiertenversammlung, denn zum einhundertsten Mal jährte sich der Gründungsmoment des Pferdesportverbandes Westfalen. „Wobei, ein bisschen ist das Ansichtssache“, schmunzelte Präsident Rudolph Herzog von Croÿ während der Begrüßung und verriet, dass neben dem emotionalen Gründungsmoment beim legendären Turnier um den Goldpokal im August 1924 auch der Zeitpunkt der ersten Satzungsverabschiedung überliefert ist. Die fand genaugenommen erst im Jahr 2025 statt. „Aber die Westfalen haben seit 1924 alle 25 Jahre ein Jubiläum gefeiert – und dabei soll es auch bleiben“, bekräftige der Präsident den runden Herzens-Geburtstag.
Grußworte zum Jubiläum
Zu Beginn der Versammlung würdigten Vertreter von Verbänden und Organisationen den runden Geburtstag. Allen voran trat Karl Werring, Präsident der Landwirtschafskammer Nordrhein-Westfalen an den Rednertisch. Er nahm besonders die frühe Geschichte des Verbandes in den Blick. Dessen Entstehung ist untrennbar mit der Landwirtschaftskammer verwoben. Bis heute gibt es zahlreiche Verbindungen, etwa im Bereich der Pferdehaltung, zu der die Kammer beratend und unterstützend zur Seite steht. Mit dem Motto „Rückwärts blicken, vorwärts schauen“ unterstrich der Kammerpräsident seine Gratulation und wünschte dem Verband viel Erfolg für die Zukunft.
Als nächster Laudator griff Diethelm Krause, Vize-Präsident für den Bereich Finanzen im Landessportbund Nordrhein-Westfalen, zum Mikrofon. Der Paderborner hob die Zusammenarbeit zwischen dem Landessportbund und dem Pferdesportverband Westfalen hervor, aus der schon häufiger innovative Ideen wie etwa das „KIBAZ mit Pony“ oder die News-App „Sport-Info NRW“ hervorgegangen sind. Als Geburtstagsgeschenk brachte der LSB-Vertreter eine Urkunde und einen Scheck über 500 Euro mit. Der Betrag wanderte in ein Sparschwein für die Anschaffung eines Therapiepferdes an der Westfälischen Reit- und Fahrschule in Münster.
„Ich habe gehört, dass Sie selbst ein Lipper Original sind“, begrüßte Herzog von Croÿ als dritten Festredner Sönke Lauterbach. Der FN-Generalsekretär outete sich dann auch als waschechter Westfale. „Das trifft übrigens auch auf weite Teile des Mitarbeiterteams in der FN zu“, machte er deutlich und thematisierte auch gleich die vielen Brücken zwischen dem Landes- und dem Bundesverband. Die waren in der Vergangenheit nicht immer so stabil und vertrauensvoll wie in der Gegenwart. „Es soll sogar Zeiten gegeben haben, in denen die beiden Verbände nur noch schriftlich kommunizierten. Ein flackerndes Kaminfeuer und ein ordentlicher westfälischer Korn soll der Legende nach dabei geholfen haben, die Sprache wieder zu finden. Aber das ist längt Geschichte“, schmunzelte der FN-Vorsitzende, der den westfälischen Delegierten an einigen Beispielen spiegelte, wie sehr sie auf ihren fachlich fundiert und zeitgemäß agierendem Verband zählen können. Dazu und zum Jubiläum überbrachte der die Glückwünsche der Deutschen Reiterlichen Vereinigung.
Bevor Herzog von Croÿ den parlamentarischen Teil der Versammlung eröffnete, lud er zum sommerlichen Jubiläums-Pferdefestival ein. Es wird gemeinsam vom Westfälischen Pferdestammbuch und vom Pferdesportverband Westfalen ausgerichtet und findet vom 12. bis 14. Juli in Münster statt.
Jahresberichte
Nach Feststellung der Beschlussfähigkeit erstattete Brigitte Hein den Geschäftsbericht. Ergänzend zu den schriftlichen Ausführungen konzentrierte sie sich auf die vier Schwerpunktaufgaben des Verbandes: die Unterstützung der Vereine, den Turniersport, die Ausbildung und die Förderung sportlicher Talente. Aktuelle Statistiken standen für den Turniersport zur Verfügung, allerdings nicht für die Mitgliederentwicklung, da die aktuelle LSB-Bestandserhebung zum Zeitpunkt der Sitzung noch nicht abgeschlossen war. „Der Turniersport in Westfalen hat sich weiter stabilisiert, jedoch unterhalb des Niveaus des Vor-Coronajahrs 2019“, verdeutlichte die Geschäftsführerin in ihrem Bericht. Diese Kernaussage gilt gleichermaßen für die Zahl der Veranstaltungen, die Zahl der Prüfungen und Startplätze. „Das fühlt sich aber nicht überall gleichmäßig an, denn in der Wirklichkeit gibt es Turniere, die einen deutlichen Rückgang verzeichnen, ebenso wie solche, die sich vor Nennungen kaum retten können.“ Ein wesentliches Thema des Berichtsjahres war die Vorbereitung der neuen Regelwerke LPO und WBO. Hier hatten Informationsveranstaltungen und auch emotionale Diskussionen den Herbst und Winter geprägt, denn phasenweise war der Eindruck entstanden, als würde der Einstieg in den Turniersport komplizierter. „Doch tatsächlich trifft das gar nicht zu“, machte der Bericht noch einmal deutlich.
Besonderes Augenmerk galt der Ausbildung und der Integration der Westfälischen Reit- und Fahrschule, die seit Beginn des Jahres in den Verband eingegliedert wird. „Die Anlage an der Havichhorster Mühle ist die Schule des westfälischen Pferdesports, die Schule unserer Vereine“, unterstrich Brigitte Hein und lud dazu ein, die Möglichkeiten zu nutzen. „Neben dem Lehrgangsbereich möchten wir dort talentierte Jugendliche frühzeitig an eine mögliche Trainerlaufbahn heranführen“, versprach der Bericht eine stärkere Verknüpfung zwischen der Ausbildung und dem Leistungssport. Ein erster Einblick auf die Präsenz der Schule im Internet stand Pate für eine Vielzahl momentaner Veränderungen. Mit Blick auf die Unterstützung der Vereine teilte die Geschäftsführerin den Eindruck von zunehmenden Generationenwechseln in den Vorstandsriegen der Vereine. „Damit einher gehen veränderte Fragestellungen, die uns erreichen, etwa zu rechtlichen Fragen oder zu Aspekten der Digitalisierung. In der PV-App gibt es jetzt einen Bereich, der sich unmittelbar an Vereinsvorstände richtet. Wer sein App-Profil entsprechend einrichtet, erhält relevante Infos inzwischen per Push-Nachricht auf sein Handy“, schloss der Geschäftsbericht.
Finanzielle Situation
Steuerberater Franz Kuckelmann stellte den Jahresabschluss 2023 vor und erläuterte einzelne Abweichungen von der Planung. Dabei war nicht von der Hand zu weisen, dass die wirtschaftliche Lage des Verbandes unter dem Strich keine „schwarze Null“ mehr ausweist. Der Haushalt schloss mit einem Defizit in Höhe von rund 160.000 Euro und wies damit ein größeres Minus aus, als es geplant war. Ursächlich dafür waren gestiegene Kosten bei gleichzeitig rückläufigen Einnahmen. Nicht zum Defizit beigetragen hatten Sonderprojekte wie etwa die Förderung aus dem EFRE-Programm, mit dem der Breitensport in Nordrhein-Westfalen im Bereich der Digitalisierung unterstützt wurde. Der Pferdesportverband hatte davon insbesondere für die digitale Ausstattung der Westfälischen Reit- und Fahrschule in erheblichem Maße profitieren können. Im kommenden Jahr rechnet der Verband noch einmal mit einem negativen Abschluss. Die entsprechende Plandaten trug Daniel Stegemann vom geschäftsführenden Vorstand vor. Während seines Vortrags verdeutliche er an vielen Stellen, welche Maßnahmen in der Vergangenheit bereits zur Konsolidierung ergriffen wurden. Er machte aber auch deutlich, dass in der Zukunft bei einer unveränderten Einnahmensituation ggf. über Veränderungen bei den Leistungen nachgedacht werden muss. Die Delegierten konnten dennoch die Information mit zu den Vereinen ihres Kreisverbandes nehmen, dass vorerst alle Förderprogramme beibehalten werden, lediglich im Bereich des Leistungssports wird es zu einer kleinen Umstellung kommen.
Wahlen
Turnusgemäß endete die vierjährige Amtszeit des Präsidenten Rudolph Herzog von Croÿ. Schon im letzten Herbst waren Präsidium und Kreisverbände dazu ins Gespräch gekommen. Gemeinschaftlich hatte man den westfälischen Präsidenten darum gebeten, erneut zu kandidieren. Einhundertprozentige Zustimmung und die einstimmige Wahl unterstrichen den großen Rückhalt, den Herzog von Croÿ seit seiner ersten Kandidatur im Jahr 2008 genießt. Er dankte den Delegierten für die erneute Wahl und nahm das Votum an. Ebenso einstimmig wurde Jan-Dirk Braß in seinem Amt bestätigt. Der Leiter des Familienbetriebs Gut Kückshausen in Schwerte wirkt als Präsidiumsmitglied für besondere Sachthemen, etwa für den Bereich der Vereine und Pferdebetriebe und der Pferdehaltung.
Mit der zu Ende gegangenen Wahlperiode der Fachausschüsse werden in diesem Bereich Veränderungen eingeleitet. „Wir möchten sowohl in der Jugend und auch bei den Fachausschüssen Ausbildung, Breitesport und Mitgliederentwicklung in den kommenden ein bis zwei Jahre neu herausarbeiten, welche Themen und Ziele in der Gegenwart und Zukunft für die bestmögliche Unterstützung der Vereine und der Pferdesportentwicklung wichtig sind“, erläuterte Brigitte Hein den Grund, warum die Wahlen der beratenden Ausschüsse vorerst ausgesetzt wurden. Eine Ausnahme bildet der Ausschuss Leistungssport, der sich aus den Landestrainern und Vorsitzenden der Disziplinbeiräte sowie je einem Vertreter der Vereine und der Jugend zusammensetzt. Er wurde in der folgenden Zusammensetzung bestätigt: Knut Wingender und Klaus Ridder (Dressur), Klaus Reinacher und Lutz Gössing (Springen), Peter Müller (Vielseitigkeit), Andreas Pues-Tillkamp und Marion Pleie (Fahren), Rainer Hilbt (Voltigieren) sowie Reinhard Milchers für den Jugendbereich und Klemens Nachtigall für die Vereine.
Beitragsanpassungen
Erstmals seit der Umstellung auf den Euro 2001/2002 wurde es erforderlich, über eine Anpassung des Anteils am Mitgliedsbeitrag zu entscheiden, der je Vereinsmitglied beim Pferdesportverband Westfalen verbleibt. Damals war dieser Pro-Kopf-Anteil nach unten gerundet worden und seither mehr als 20 Jahre stabil geblieben. Über die Notwendigkeit und Gestaltung hatten Kreisverbände, PV-Präsidium und Vorstand im letzten September und dann noch einmal ausführlich im Februar 2024 beraten. Dabei waren neben der Entwicklung der finanziellen Situation auch die Leistungen des Verbandes und seiner Geschäftsstelle ausführlich beleuchtet und erfolgte Einsparmaßnahmen in den Blick genommen worden. Präsident Herzog von Croÿ betonte, dass alle Aspekte selbstverständlich erneut zur Diskussion gestellt werden können. Die anschließende Beschlussfassung votierte ohne Gegenstimmen für die vorgeschlagene Beitragsanpassung um 2,53 je Vereinsmitglied. Der ungerade Betrag hängt mit der im Februar beschlossenen Anpassung des Beitrags an den Landessportbund zusammen. Wirksam wird die Erhöhung zum Jahr 2025. Der vom PV erhobene Beitrag beträgt dann je Vereinsmitglied bis einschließlich 18 Jahre 6,50 Euro, je Mitglied ab 19 Jahren sind es 7,00 Euro. Darin enthalten sind jeweils 3,00 Euro FN-Beitrag und 0,32 Euro LSB-Beitrag.
Qualitätsbündnis
Das letzte Votum der Tagung galt dem Beitritt zum „Qualitätsbündnis zum Schutz vor sexualisierter und interpersoneller Gewalt“. Für seine Initiative hat der Landessportbund zehn Qualitätskriterien festgelegt, von denen der Pferdesportverband Westfalen einen großen Teil bereits erfüllt. Im Laufe des Jahres sind voraussichtlich auch die letzten Teilschritte erledigt und der entsprechende Antrag kann gestellt werden.
Zum Ende der Delegiertenversammlung sprach Uwe Hüser, Vorsitzender des Kreisreiterverbandes Lippstadt, die Einladung seines Verbandes für die Delegiertenversammlung 2025 aus, die in Geseke stattfinden wird.
Das letzte Wort gebührte schließlich dem gastgebenden Landesverband Lippischer Reit- und Fahrvereine. Dessen Vorsitzender Georg von Schönberg schloss die Versammlung und leitete den informellen Teil mit einem gemeinsamen Abendessen ein.