Oer-Erkenschwick (PV). Musikliebhaber denken bei dem Namen Nickelback wahrscheinlich an die höchst erfolgreiche kanadische Rockband. Pferdekenner jedoch haben bei diesem Namen sofort ein anderes Bild vor Augen, nämlich das vom Pony Nickelback. Seit vielen Jahren bereichert der hübsche Fuchs die Turnierszene der Ponyreiter und sorgte in dieser Zeit für reichlich Siege und Platzierungen. Bei den Westfälischen Meisterschaften in Freudenberg wurde Nickelback nun aus dem aktiven Sport verabschiedet – nachdem er dort unter Lotte Beckmann (TG Silverthof) noch die Silbermedaille in der Ponydressur geholte hatte.

„Nickelback ist jetzt 19 Jahre alt und fit wie ein Turnschuh. Genauso wollten wir ihn gerne aus dem Sport verabschieden“, sagt Ninya Wingender, die mit dem Fuchswallach ihre größten Erfolge feierte. Inzwischen trainiert sie Lotte Beckmann, die Nickelback jetzt reitet. Nicht nur bei den Beiden flossen in Freudenberg die Tränen, als PV-Präsidiumsmitglied Reinhard Milchers eine Rede auf ihren Nickelback hielt und sich dabei ausdrücklich für die vielen schönen Erfolge bedankte, die das Pony und seine beiden Reiterinnen dem westfälischen Pferdesportverband geschenkt hatte.

Immer für eine Überraschung gut…

Die Erfolgsgeschichte begann, als die Familie Wingender aus Oer-Erkenschwick vor zwölf Jahren den damals siebenjährigen Hengst Nickelback kaufte. Seine besondere Veranlagung fürs Dressurviereck hatte er da schon beim Bundeschampionat unter Beweis gestellt. Die damals erst zehnjährige Ninya Wingender startete mit ihrem neuen Pony in A-Dressuren und sogar schon beim K+K-Cup in Münster. Doch da und auch bei anderen Gelegenheiten hatte die Westfälin ihre liebe Not, Nickelback mit seinen Hengstmanieren zu bändigen. Experten rieten dazu, das Pony kastrieren zu lassen – und bald wurde es besser. Wenngleich …. „Nickelback war trotzdem immer für eine Überraschung gut. Mal buckelte er gutgelaunt in einer Prüfung, mal sprang er in die Luft. Ich wusste nie, was mich erwartete“, erzählt Ninya Wingender. Trotz oder gerade deswegen wurde Nickelback nicht nur ihr Sportpartner, sondern auch ihr bester Kumpel. Als kurz ihrem Start beim berühmten Hamburger Derby ihr Großvater starb, gab Nickelback ihr Trost.

Erfolge mit Ninya Wingender und Lotte Beckmann

Im Laufe der Jahre trug er sie sechsmal zu den Westfälischen Meisterschaften (dabei zweimal aufs Treppchen), viermal zu Deutschen Meisterschaften und zweimal zu den unvergesslichen Golden Kids Cups auf die Equitana. Ninya durfte auf einem Turnier in Frankreich mit ihm starten und beim Preis der Besten. Die Erfolgsstory der Beiden endete erst – wenn auch nur vorläufig, als Ninya zu alt für die Ponytour wurde und aufs Großpferd umstieg. Für drei Jahre wechselte Nickelback zu einer Reiterin nach Hamburg und kam dann zurück zur Familie Wingender.

Die fand schnell eine neue Reiterin für ihr schönes Pony: Lotte Beckmann. Ein Glücksfall für alle Beteiligten, denn, wie Ninya sagt: „Lotte macht jeden Tag für Nickelback zu einem Besonderen.“ Und das Pony revanchierte sich für die große Zuneigung mit neuen Erfolgen.  Vor zwei Jahren fuhren alle zusammen zu den Westfälischen Meisterschaften – ohne große Erwartungen. „Doch Nickelback tanzte durch das Viereck, dass ich eine Gänsehaut bekam“, erinnert sich Ninya. Das Ergebnis: die Bronzemedaille für Lotte Beckmann. „Das war unser Sommermärchen“, erzählt Ninya, die Riesenspaß daran hat, ihre Freundin Lotte und ihren besten Kumpel Nickelback zu trainieren. „Auch wenn Nickelback selbst mit seinen 19 Jahren noch immer ein richtiger Satansbraten sein kann, kämpft er jede Minute für Lotte“, freut sich seine Besitzerin.

Ein wunderschöner Lebensabend

Im Moment wird das Trainingspensum des Jung-Rentners langsam heruntergefahren. Lotte und Nickelback unternehmen Ausritte und freuen sich auf einen Urlaub, bei dem gemeinsam geschwommen werden soll. „Wir wollen Nickelback einen rundum wundervollen Lebensabend bieten“, sagt Ninya, die selbst die U25-Tour im nächsten Jahr anpeilt. Auch für Lotte Beckmann hat nun ein neuer Abschnitt begonnen: die Children-Tour mit ihrem Großpferd. Einen besonderen Traum wollen die beiden Freundinnen aber nicht aus den Augen verlieren. Ninya: „Für mich ist Lotte wie die kleine Schwester, die ich nicht habe. Deswegen schwebt uns ein neues Pferde-Projekt vor – so wie die gemeinsame tolle Zeit mit Nickelback.“                                                                            Susanne Müller

Nickelback mit seinen beiden Reiterinnen Lotte Beckmann (links) und Ninya Wingender.   Foto: TG Silverthof