Zum Hauptinhalt springen

Stellungnahme des Pferdesportverbandes Westfalen

Einmal sortieren, bitte

Der Bericht im Magazin „Der Spiegel“ hat Diskussionen ausgelöst. Das ist gut und notwendig.

Es ist verständlich, dass Gespräche, Kommentare und auch Posts in sozialen Medien dazu manchmal sehr emotional ausfallen. Doch es ist zielführender, die weitere Auseinandersetzung ruhig, sachlich und mit der notwendigen Ehrlichkeit zu führen. Die Themen müssen geordnet werden und es muss hinterfragt werden, welche Maßnahmen geeignet sind, um den Schutz jugendlicher Pferdesportler weiter zu verbessern. Begriffe und Handlungsfelder müssen zuvor geschärft und entwirrt werden. Prävention, Intervention, Sanktion … in der emotional gefärbten Debatte werden diese Perspektiven miteinander verwoben. Wer – wie die meisten Menschen – in seinem Alltag wenig oder keine Berührungspunkte mit verbandsrechtlichen Verfahrenswegen hat, kann schwer nachvollziehen, warum Sperren nicht unmittelbar wirksam werden und Disziplinarverfahren bisweilen langwierig sind. 

Schnell entsteht dann der (falsche) Eindruck der Untätigkeit. Zu den Erkenntnissen, die aus den Diskussionen rund um die Spiegel-Veröffentlichungen gewonnen werden können, gehört daher, dass Struktur, Arbeitsweise, Grenzen und Möglichkeiten der Sportverbands-Gerichtsbarkeit verständlicher und transparenter erklärt werden sollten.

Geschärft werden muss wohl auch die Grenze zwischen gesellschaftlich akzeptablen Genuss von Alkohol (bei Jugendlichen ab 16 Jahren im Rahmen des Jugendschutzgesetzes!) und Exzessen, die mit fairem Pferdesport nicht zu vereinbaren sind. Auch hier ist eine differenzierte Betrachtung von sinnvoller Prävention und wirksamer Sanktion notwendig.

Sicher, es scheint naheliegend, ein generelles Alkoholverbot auf Turnieren zu fordern und das ist in den letzten Wochen verschiedentlich geschehen. Doch will dann auch die Frage nach der Realitätsnähe und Durchsetzungsfähigkeit beantwortet werden. Eindeutig jedoch muss die Antwort auf das Reiten unter Alkoholeinfluss ausfallen. Es ist mit den Ethischen Grundsätzen im Pferdesport nicht vereinbar und es wird zu diskutieren sein, ob die bestehenden LPO-Regeln einschließlich der Strafen in diesem Punkt nachjustiert werden sollten.

Nein. Sexualisierte Gewalt in jeder Form wird nicht akzeptiert. Nicht gegenüber Kindern und Jugendlichen und auch nicht gegenüber Volljährigen. Diese Haltung vertritt die FN bereits seit vielen Jahren und im Pferdesportverband Westfalen ist es nicht anders. Es steht völlig außer Frage, dass mögliche Vorgänge aufgearbeitet werden müssen. Daran beteiligen wir uns. Ein Umfeld, in dem pferdesportbegeisterte Kinder und Jugendliche sexualisierter Gewalt, Alkoholexzessen oder Drogenkonsum ausgesetzt sein könnten, wird nicht hingenommen. Bestehende Maßnahmen zur Prävention und zum Schutz von Kindern und Jugendlichen werden wir überprüfen und wo möglich, ausweiten.

Ganz klar möchten wir außerdem feststellen:  Die überwältigende Mehrheit der Pferdesportlerinnen und Pferdesportler hat mit den Vorkommnissen, von denen „Der Spiegel“ berichtet, keine Berührungspunkte. Das Gleiche gilt für Eltern, Trainer und weitere Personenkreise, die sich tagtäglich fürsorglich und verantwortungsbewusst im Pferdsport engagieren.

2012

Beschluss der Delegiertenversammlung zur Entwicklung eines Präventionskonzeptes

gegen sexualisierte Gewalt

2012/13Entwicklung des Präventionskonzeptes in Zusammenarbeit mit dem Landessportbund Nordrhein-Westfalen
2014Vereinbarung nach SGBVIII zum erweiterten Führungszeugnis mit dem Landesjugendamt Rheinland

 

Unterstützung für Vereine, Trainer und Eltern

Neben den Maßnahmen der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (s. Haupttext) stehen den Pferdesportvereinen in Westfalen die Unterstützungsangebote des Landessportbundes Nordrhein-Westfalen (LSB) zur Verfügung. Verständlich aufbereitetes Info-Material, darunter ein Handlungsleitfaden für Vereine und ein Elternkompass, kann kostenfrei aus dem Internet heruntergeladen werden. Auf Wunsch kommt ein geschulter Experte in den Verein, der vor Ort dabei unterstützt, geeignete Maßnahmen zur Prävention sexualisierter Gewalt zu entwickeln. Für den Verein entstehen dabei in der Regel keine Kosten. Die Organisation so einer Beratung übernimmt gern der Pferdesportverband Westfalen. Alternativ ist der jeweils zuständige Stadt- oder Kreissportbund ansprechbar. 

Sofern Reitställe und Pferdebetriebe, die nicht der Pferdesportorganisation angeschlossen sind, sich mit Fragen zur Prävention sexualisierter Gewalt melden, werden wir diese auch außerhalb unserer Zuständigkeit bestmöglich unterstützen.